Die Geschichte der Mangas
GESCHICHTEN IN BILDERN ERZÄHLEN, ...
... das kennt man in Japan schon seit den 7. Jahrhundert. Diese Vorform des Geschichtenerzählens fand man bereits auf Tempelwänden. Die ersten Bilderfolgen auf Papier stammen aus dem 12. Jahrhundert.
Die ersten „Bücher" waren ,,Ukiyo-e" und die ,,Toba-e". Diese Sammlungen von Bildern Ende des 17. / Anfang des 18. Jahrhunderts erzählten bereits Geschichten. Die schwarz-weißen Holzschnitte wurden mit Draht zusammengehalten oder waren als ziehharmonikaartig zusammengefaltetes Blatt gemacht.
Zum Manga, wie wir ihn heute kennen, kam es Ende des 19. Jahrhunderts durch den Einfluss des gerade in den Vereinigten Staaten enstehenden Comic-Strips. Diese neue Form der populären Unterhaltung wurde von der Regierung nicht unterstützt, hielt sich aber dennoch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegses. Zuerst waren es amerikanische Verlage, die in Japan veröffentlichten, aber schnell übernehmen auch Japaner die Technik und verbesserten sie natürlich.
Der Politik zuerst ein Dorn im Auge, erkannten die Regierenden kurz vor dem Zweiten Weltkrieg die Macht der Propaganda, zu der auch der Manga benutzt wurde. Nach dem Krieg wurden schnell wieder Mangas produziert. Einer der ersten und bis heute populärsten Mangas ist ,,Astro Boy" von Tetsuwan Atomu, der von den Fans den Titel ,,Gott des Mangas" verliehen bekam.
DIE FORM DES MANGAS
An den Formalien hat sich zwischen den alten Mangas und den Modernen eigentlich nicht viel geändert: schwarz-i, viele Bilder und wenig Text. Man-feind schnell produziert und schnell lumiert.
|bei uns nicht so bekannte Form des ._Jgas ist der von „Koma Manga": Je-Iweils vier Bilder erzählen eine pointierte |Szene. Die Mini-Göttinnen aus „Oh! My Igoddess" sind z. B. so erzählt.
Inormale Form des Mangas ist die yazinforrn. Wöchentlich oder monatlich erscheinen zwischen 200 und 900 Seiten dicke Bände mit vielen verschiedenen Serien. Die bei uns bekannten Titel sind „Shönen Jump" und „Shönen Magazine", die auf dem Weg zur Arbeit gekauft werden. Zwei bis drei Euro kostet so ein Band, er ist auf schlechtem Papier gedruckt und ei­gentlich ein Wegwerfprodukt. Wenn die Lieblingsserien gelesen sind, wandert das Teil in den Abfall. Gut laufende Se­rien erscheinen nach der Veröffentli­chung im Magazin als „Tanköbon" - ganz ähnlich den Mangas aus dem Paniniverlag mit Schutzumschlag. Die we­sentlich edlere Aufmachung lohnt das Sammeln dieser Taschenbücher. In den Großstädten gibt es seit einigen Jahren auch Lesestuben oder Manga-Fachgeschäfte, die neben den „Tanköbon" auch ältere Magazine anbieten.
Die Manga-Landschaft war früher in Secmente festgelegt. Obwohl diese strikte Trennung inzwischen nicht mehr klar zuerkennen ist, teilt man auch heute noch die Mangas in mehrere Kategorien ein:
1) Alterspezifische Titel, wie zum Bei­spiel die für die Senioren produzierten „Silver Mangas". Hier werden den Soap-Operas im Fernsehen ähnelnde Ge­schichten im Büromilieu erzählt.
2) Dann gibt es noch die bei uns so be­liebten „Shöjo" und „Shönen'-Mangas: Ge­schichten für Mädchen oder Jungen. Ge­rüchte behaupten, dass die Zeichner (Mangaka) bei den „Shöjos" üben durften, und wenn sie gut genug waren, ihnen endlich auch erlaubt wurde, sich an die „Shönen" zu wagen.
STILMITTEL

Der Manga bedient sich immer wieder, aber nicht ausschließlich, eigentümlicher Stilmittel. Ob die Kulleraugen ein japanisches Kulturgut sind oder von Walt Disney übernommen wurden, ist bis heute unter den Manga-Wissenschaftlern strittig. Aber egal woher die­se riesigen Augen auch herkommen, ein
ordentlicher „Shöjo" kommt ohne sie nicht aus.
Wesentlich verbreiteter sind die Geschwindigkeitsstriche, mit denen Schnelligkeit vermittelt werden soll. Allerdings kamen diese „Speedlines" bereits 1939 in Batman-Comics vor, aber der Manga benutzt sie konsequenter. Im Manga wird die Person in den Mittel­punkt der Zeichnung gerückt. Hinter­gründe sind eher selten, zumindest nicht in ihrer Wichtigkeit für das Bild an sich. Interessant ist das im Manga vermittel­te Frauenbild. Immer wieder ist zu se­hen, dass vor allem Frauen sich trotz di­verser Probleme, egal ob erste Liebe oder die Bedrohung durch tödliche Monster, der Gruppe unterordnen müssen. Nur im Team liegt die Möglichkei das Problem zu lösen. Dies ist keine an sich verkehrte Aussage, aber ein deu licher Hinweis auf das gewünschte Verhalten. Auch ist die Darstellung von nackten Mädchen etwas Normales. Nackte Jungs gibt es auch, aber eben deutlich seltener. Der bekannteste Abweichler ist Haya Miazaki. Seine Mädchenfiguren wie Heidi, Prinzessin Mononoke oder Nausicaä sind selbst bestimmende, junge Fraue die sich deutlich und selbstbewusst gegen alle Widrigkeiten durchsetzten. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum „Mononoke Hime" der erfolgreichste Anime-Film in Japan ist. Er und das von ihm geführte Studio Ghibli haben eine lange und erfolgreiche Geschichte.

DER DURCHBRUCH IN DEUTSCHLAND

In Deutschlan erlebte der Manga mit der Serie - oder besser dem Phänomen ,,Dragon Ball" den Durchbruch. Mär gas gab es schon länger, aber verkauf hatten sie sich bis dahin nicht. Doch „Dragon Ball" besaß vielleicht den entscheidenden Vorteil gegenüber anderer Comics: Er gefiel den Eltern nicht. Wer nimmt schon gerne das, was ihm die Eltern freiwillig geben? Die Jugend braucht etwas eigenes. So gesehen wird deutlich, dass das von den Eltern geschenkte „Asterix"-Album vielleicht gelesen wird, das Herz aber oft an der Produkten hängt, die von den Erzieherden abgelehnt werden. Und „Dragor Ball" war schwarz-weiß („Nimm doch Mickey Maus, die ist bunt!"), und man musste die Geschichte von hinten nach vorne lesen („Du liest das ja verkehrt herum - das kann nichts taugen!") - der Boom konnte beginnen.

WAS WIRD DIE ZUKUNFT BRINGEN?
Die etablierten Comic-Märkte befinden sich in einer Rezensionspashe. Amerikas größter verlag, Marvel, hält sich momentan vor allem durch die Filmlizenzen über Wasser, ehemalige Auflagenwunder befinden sich heute auf einem Niveau, bei dem früher über die Einstellung der Serie nachgedacht wurde. Hier in Deutschland sähe es ohne den Manga noch schlimmer aus.
Der Comic ist ein Nischenprodukt gewor­den. Abgesehen von „Asterix" und „Mi­ckey Maus" freuen sich die Verleger, wenn die verkauften Auflagen im vierstelligen Bereich bleiben. Nur der Manga hatte in den vergange­nen Jahren stetige Zuwächse zu ver­zeichnen. Aber auch das ist mittlerwei­le Geschichte. Inzwischen werden auch im Manga-Bereich Serien auf Grund schlechter Verkaufszahlen eingestellt. Aber die breite Basis der Manga-Fans lässt hoffen, dass nicht wenige dem Manga treu bleiben, auch wenn sie ein­mal der Pubertät entwachsen sein soll­ten, denn der japanische Markt hält noch so viele Serien, auch für ältere Leser, bereit.

Man muss nur zugreifen!
27.12.04